Unsere in den vergangenen Jahren erfolgreichen Frauen gelten als ein Aushängeschild des Vereins. Wir trafen uns mit den langjährigen Trainern Lars Jungnickel und Daniel Köhler zum Interview.
Hallo Lars, hallo Daniel! Ihr betreut das Team der Kickers-Frauen nun schon seit mehreren Jahren. Seit wann eigentlich genau?
Lars: “Ich bin seit 10 Jahren dabei, also schon in der Saison 2010/11, als wir mit Testspielen eine Frauenmannschaft aufbauten, um 2011 regulär am Punktspielbetrieb teilzunehmen.“
Daniel: “Nach einigen Jahren als Trainer im Männerbereich und einem halben Jahr Pause bot ich Lars meine Unterstützung an. Da er annahm, bilden wir nun schon seit vier Jahren ein Trainerteam. Ich denke, wir haben uns in dieser Zeit sehr gut ergänzt.“
Wie habt Ihr die Corona-Zwangspause verbracht? Gab es spezielle Trainingspläne für zu Hause, oder wie lief das?
Unsere Spielerin Lena hat über WhatsApp eine Teamchallenge mit immer wieder unterschiedlichen sportlichen Aktivitäten organisiert. So war ein Anreiz für jede Einzelne gegeben.
Das Frauenteam der Kickers ist unter Eurer Leitung enorm erfolgreich. Nach zwei Kreisoberliga-Meistertiteln in den vorherigen Spielzeiten und dem Pokalsieg 2019 steht Ihr nach dem Abbruch des Spielbetriebes in dieser Saison als Zweitplatzierter der Kreisunion Dresden fest. Was wäre nötig gewesen, um den Staffelsieger Bad Schandau/Lohmen/Graupa hinter Euch zu lassen?
Klingt blöd, aber eigentlich nur ein Unentschieden am 1. Spieltag gegen eben Bad Schandau statt der knappen 4:5 Niederlage. Wir wussten vor der Saison, dass Bad Schandau wohl keine Punkte liegen lassen würde und in Bezug aufs Torverhältnis kaum schlagbar sein dürfte. Also wären vier Punkte in diesen direkten Duellen nötig gewesen, wir holten aber mit dem 3:2-Rückrundensieg nur drei.
12 Siege in 14 Spielen (bei nur einer Niederlage) können sich sehen lassen. Was ist der Grund für diesen enormen Erfolg?
Dies hat mehrere Gründe. Zum einen die gute Qualität im gesamten Kader – wir sind jederzeit in der Lage, Ausfälle gut zu kompensieren. Sogar den kompletten Saisonausfall unserer Kapitänin und Mittelfeldmotor konnte das Team wegstecken, was aber nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass Linda schmerzlich vermisst wird. Ein wichtiger Punkt ist auch das sehr gute Mannschaftsklima. Die Mädels haben viel Spaß zusammen und stehen daher immer als richtiges Team auf dem Platz.
Könnt oder wollt Ihr Spielerinnen aus der Mannschaftsleistung hervorheben?
Nein, unsere Stärke liegt genau im gesamten Team.
Um eine Liga höher in der Landesklasse zu spielen, müsste man nur einen Antrag stellen. Habt Ihr so gar keine Lust auf höherklassigen Fußball? Sportlich sollte das Team eigentlich mithalten können.
Wieso höherklassig? Prinzipiell spielen wir in der höchsten Liga im Frauenkleinfeldbereich. Aber Spaß beiseite, derzeit scheitert es allein schon an unserem kleinen Kader. Letzte Saison hatten wir oft nur einen Wechsler am Spielfeldrand stehen. Außerdem waren in der Landesklasse Ost in letzter Zeit nur wenige Mannschaften vertreten. Wenn man diesen Schritt geht, sollte also mittelfristig der Aufstieg in die Landesliga angepeilt werden. In dem Fall fährt man dann aber am Sonntag durch ganz Sachsen zu den Punktspielen. Wir haben in unserem Kader viele Spielerinnen, die schon Regionalliga oder Landesliga gespielt haben und genau dies nicht mehr wollen. Aber der derzeitige Stand ist ja nicht in Stein gemeißelt, unter gegebenen Umständen werden wir den Schritt vielleicht mal gehen.
Mit Sophie Heyse (16) hat im vorigen Sommer eine Spielerin den Sprung in den Kader geschafft, welche seit 2010 komplett im Kickers-Nachwuchs ausgebildet worden ist. Dabei war sie mit 14 Treffern die zweitgefährlichste Torjägerin nach Michelle Günther. Wie zufrieden seid Ihr mit Sophies Entwicklung?
Sophie kam als 15 jährige in eine Frauenmannschaft, die gerade in der Liga das Double gewonnen hatte und wurde auf Anhieb Stammspielerin und Leistungsträgerin. Von Spiel zu Spiel wuchs ihr Selbstvertrauen, und sie übernahm auch immer mehr Verantwortung. Ein absoluter Glücksgriff. Und nicht nur sportlich, auch charakterlich passt Sophie super in die Mannschaft.
2017 sind wir extra zum Pokalfinale unserer D-Jugend gefahren, um Sophie mal in Augenschein zu nehmen. Beim sensationellen 7:0-Sieg gegen die Jungs vom TSV Cossebaude spielte sie eine gute Partie und trug sich auch in die Torschützenliste ein. Ihr Talent war dort schon klar erkennbar. Für uns war an diesem Tag klar, dass wir sie später mal in unserem Frauenteam haben wollen. Über ihre Trainer hielten wir ständigen Kontakt und wurden letztendlich belohnt, da sie allen Abwerbeversuchen standhielt. Wie sagte ihr ehemaliger Mannschaftsleiter Torsten: „Sophie hat das Kickers-Gen.“
Ist es bedauerlich, dass nicht noch mehr Mädchen aus dem eigenen Nachwuchs nachkommen? Immerhin verfügen die Kickers nicht über eigene Mädchenmannschaften, sodass sich die Mädels bis zur C-Jugend in den Teams der Jungs behaupten müssten.
Absolut, Sophie ist ja das beste Beispiel. Jedes Jahr so eine Nachwuchsspielerin und wir wären nicht von externen Zugängen abhängig. Außerdem haben Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs oft eine große Verbundenheit zu ihrem Verein aufgebaut.
Natürlich würden wir Mädchenmannschaften im Verein stark begrüßen, wissen aber auch, dass sowas nicht so einfach aus dem Boden zu stampfen ist, zumal aufgrund der Nutzung unseres Sportplatzes durch zwei Vereine nur noch wenige Kapazitäten frei sind. Aber Kleinfeldnachwuchsleiter Nico Sacher hat da inzwischen so einige Ideen. Vielleicht ist das eine oder andere dabei umsetzbar. Einige Mädels aus unserer Mannschaft haben ihm dabei bereits Unterstützung zugesagt.
Aber solange es keine Mädchenmannschaften im Verein gibt, sollte man den Mädels den Weg zeigen, den Sophie gegangen ist. Dieser ist möglich und lohnenswert. Vielleicht hätte Sophie gar keine so starke Entwicklung genommen, wenn sie sich nicht jede Woche mit gleichaltrigen Jungs im Training hätte messen müssen. Dazu sei gesagt, dass sie ja auch noch in einem unserer stärksten Jahrgänge mitspielte.
An dieser Stelle wollen wir auch nochmal ihrem langjährigen Trainer René Prescher für die super Ausbildung danken, denn letztendlich sind wir es, die von seiner Arbeit jetzt profitieren.
Nun habt Ihr für die kommende Saison zwei spektakuläre Neuzugänge verpflichten können. Sind Eure Kaderplanungen damit abgeschlossen? Oder anders gefragt: Dürften es noch ein paar Spielerinnen mehr sein?
Mit Uli und Anne hat unser Kader enorm an Qualität gewonnen. Derzeit sind wir noch mit einer weiteren guten Spielerin in Gesprächen. Auf jeden Fall suchen wir dringend noch nach einer Torhüterin. Aber auch gute Spielerinnen, die charakterlich ins Team passen, nehmen wir jederzeit gerne auf.
Wird sich irgendetwas an Eurem Spielstil ändern?
Ja, wir werden System und Taktik an unseren jetzigen Kader anpassen.
Was sind Eure sportlichen Ziele in der kommenden Saison?
Neben ansehnlichem und anspruchsvollem Fußball streben wir den Gewinn des Triple an. Dies wird aber nicht einfach, der Pokal hat sprichwörtlich seine eigenen Gesetze, und in der Halle können Nuancen entscheiden, wie wir leidlich in den letzten 3 Jahren als dreimaliger Hallenvizemeister selbst erleben mussten – wobei wir zweimal das Finale erst im 7m-Schießen verloren haben.
Stichwort „Platzneubau“: Wie geht Ihr damit um? Was wird sich in den kommenden Monaten ändern?
Anfänglich ändert sich für uns nicht viel, da wir weiterhin auf unserem Sportplatz trainieren können. Bei den Punktspielen hoffen wir auf viele Ansetzungen erstmal auswärts.
Wie sieht Eure Vorbereitung aus (Trainingsauftakt, Freundschaftsspiele)?
Unser Trainingsauftakt war schon am 29.07. Wir werden zwei Testspiele absolvieren. Das erste am 16.08. bei Sabrinas Stammverein SV Grün-Weiß 90 Uhsmannsdorf, bevor es am 30.08. zum absoluten Härtetest beim SV Affalter kommt. Die Mädels sind amtierender Meister und Pokalsieger der Erzgebirgsliga.
Wir bedanken uns vielmals für das Interview und wünschen Daniel, Lars und den Mädels alles Gute für die kommende Saison und für die Zukunft!