Derbykracher im Dresdner Westen findet keinen Sieger

26.03.23               FV Löbtauer Kickers – FV Hafen Dresden   2:2 (1:0)

Das Naußlitzer Derby hatte nicht zu viel versprochen. Die 113 (!) Zuschauer auf der Saalhausener Straße bekamen trotz einiger Personalsorgen auf beiden Seiten eine intensive Partie zwischen den in ihrer Alternativfarbe Rot-Schwarz spielenden Kickers und dem blau-weißen Team des FV Hafen zu sehen. Dabei fing das Spiel mit einem Schock an. Kurz nach Beginn wurde Kickers-Torwart Johannes Arnhold, der den abwesenden Radtke ersetzte, von Terssis unterlaufen, schlug auf und blieb benommen liegen. Er war zur Zeit des Berichts noch zur näheren Beobachtung und für weitere Untersuchungen im Krankenhaus. Wir wünschen ihm beste Genesung.

So kam schon nach fünf Minuten Clemens Schmidt für ihn ins Tor. Die Gäste hatten sich zumindest für die erste Halbzeit die passive Rolle ausgesucht. Sie ließen unsere Kickers im Spielaufbau relativ gewähren. Und so lief der Ball gut durch unsere Reihen, bei ca. 80% Ballbesitzrate, dirigiert vom Regisseur unserer zweiten Mannschaft, Tobias Hübner. Hafen beschränkte sich auf das Schlagen von langen Bällen, meist auf den agilen Top-Torjäger Dennis Terssis, der die erste Torchance knapp vorbeisetzte. Dann aber gab es drei große Kickers-Chancen. Ein starker Schnittstellenball fand Pierre Rüthrich, der allein und aus spitzem Winkel an Torwart Jörg Altendorf scheiterte. Erneut war es Rüthrich, der eine Eingabe von der rechten Seite kurz darauf knapp rechts vorbeisetzte. Die dritte Großchance blieb ungenutzt, als Franz Moser eine Ablage von Lucas Töpfer volley aufs Tor brachte, Altendorf die Kugel aber übers Tor lenkte. Der Druck auf die Gäste wurde immer größer, und auch Zerfaß schoss nach Unordnung in Hafens Abwehrverbund aus der Drehung drüber. Letztlich erzielte Moser die Führung, der nach Vorarbeit durch Rüthrich und Zerfaß einen abgewehrten Ball aus ca. 18 aus spitzem Winkel von rechts flach an den linken Innenpfosten beförderte, von wo aus er ins Netz rollte (45.). Der Jubel im Lager unseres Teams hatte sich kaum gelegt, da gab es die nächste Aufregung: Hafen im Angriff, und ein Steckball sucht Domenic Hoppe. Kickers-Torwart Clemens Schmidt will den Ball wegschlagen und knallt mit Hoppe zusammen. Keiner kann sich mehr dran erinnern, ob Schmidt den Ball noch leicht touchiert hat oder nicht. Aber selbst im Kickers-Lager war man sich einig: das war ein klarer Elfer. Schiedsrichter Bán entschied zur Verwunderung aller auf Stürmerfoul. Hoppe selbst musste mit Schienbeinbruch ins Krankenhaus, wo er noch am Sonntag operiert wurde. Wir wünschen auch ihm, dass er schnellstmöglich wieder auf den Fußballplatz zurückkehren kann.

Mit diesem 1:0 ging es in den zweiten Durchgang, der ein anderes Hafen-Team zeigte: sie mussten nun aus ihrer Passivität raus, um das Derby nicht zu verlieren – und das taten sie auch. Eine Unordnung in der Kickers-Defensive nutzen sie aus, als Takashi Aoki Terssis bediente, der Schmidt straff per volley flach zum Ausgleich überwinden konnte (48.). Dennoch näherten sich die Gäste darüber hinaus auch im zweiten Durchgang fast nur durch Standards unserem Tor an – Ausnahme der Schuss aus der Drehung von Terssis, der knapp übers Dreiangel strich. Auf Kickers-Seite scheiterte leider der unermüdliche rackernde, dem Krankenlager entstiegene Zerfaß mit seiner Hundertprozentigen an Altendorfs Stellungsspiel. Dann folgte eine weitere Schlüsselszene. Unser Innenverteidiger Attila Ballasus sah den gelb-roten Karton, nachdem er Aoki unfair gestoppt hatte. Doch auch zu zehnt wirkten unsere Männer dominanter. So wurde der eingewechselte Philipp Klein schön freigespielt, schoss aber aus aussichtsreicher Position übers Tor. Kurz danach donnerte der durchgelaufende Töpfer die Kugel nach einer Ecke volley knapp am Hafen-Tor vorbei. Zehn Minuten vor Schluss gewannen unsere Jungs im letzten Drittel den Ball, Paul Röpke passte zu Pierre Rüthrich, der Altendorf umkurvte und die Pille zum 2:1 ins Netz haute (80.). Unsere Euphorie aber, wurde uns (gepaart mit der Unterzahl) zum Verhängnis. In der vorletzten Minute fingen wir den erneuten Ausgleich, weil wir defensiv keinen Zugriff mehr auf den Flankengeber bekamen und Terssis die Hereingabe ins Tor köpfen konnte. Kurz vor dem Abpfiff spielte Röpke sich per Doppelpass mit Zerfaß durch Hafens Hintermannschaft und wurde vor dem Torschuss in letzter Not abgegrätscht, sodass auch hier einige von einem fälligen Elfmeter sprachen.

Den gab’s aber nicht und so trennten sich beide Teams mit einem Remis. „Ich hätte aufgrund unserer Personallage vor dem Spiel ein Unentschieden unterschrieben. Jetzt ist es natürlich ärgerlich, doch noch den Ausgleich bekommen zu haben, weil eben mehr drin war“, so Kickers-Trainer René Prescher. „Aber beide Teams sollten mit dem Punkt leben können. Wir insbesondere, weil wir weiterhin vor dem FV Hafen bleiben.“

Tore: Moser, Rüthrich

Fotos: Katrin Gottwald und Andrea Mittmann