Unser Reporter Samuel Thomas traf sich mit Cheftrainer René Prescher zum Interview der Winterpause. Hier erfahrt Ihr, wie der Coach das erste Halbjahr der Ersten einschätzt und wie der Ausblick auf die Rückrunde ist.
René, die erste Männermannschaft hat die Hinrunde auf dem zweiten Tabellenplatz abgeschlossen, womit ihr bestimmt sehr zufrieden seid. War diese gute Platzierung von Anfang an die Vorgabe oder habt ihr eure Erwartungen sogar übertroffen?
RP: Nein, es gab am Anfang unsererseits keine Vorgabe in Sachen Platzierung. Die Mannschaft sollte sich finden, möglichst unserer Philosophie folgen und eine klare Spielidee umsetzen. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir uns Ende Oktober auf ein Saisonziel festlegen, weil dann eine gewisse Entwicklung abzulesen ist. Mittlerweile zeigt sich, dass das Ziel nun ganz klar Aufstieg heißen sollte, weil es mit diesem Kader auch möglich ist.
Nach einem durchwachsenen Saisonstart ging es bei euch steil bergauf. Was hat den Aufschwung gebracht?
RP: Im Sommer hat ja im Kader ein großer Umbruch stattgefunden und Tony und ich sind als Trainerteam neu hinzugekommen. Es braucht seine Zeit, bis sich alles gefunden hat, vor allem, wenn sich ein Drittel des Kaders zu Beginn der Saison noch im Urlaub oder den Semesterferien befindet. Zudem hat sich die Mannschaft natürlich mit der Zeit entwickelt, hat mehr Biss als am Anfang der Saison und kann auch mit Rückschlägen besser umgehen. Und wir konnten uns im Herbst auch noch einmal verstärken. Insgesamt geht das Team nun ein höheres Tempo und spielt intensiver. Es wird natürlich weiterhin Dinge geben, die uns mal zurückwerfen – aber es sollte nur noch selten vorkommen.
Mit genauerem Blick in die Tabelle seid ihr die zweitbeste Defensive der Liga. Was ist euer Geheimnis?
RP: Das liegt vor allem daran, dass wir gern den Ball haben und haben wollen. Hast Du den Ball, ist es natürlich für den Gegner schwerer, Tore zu schießen. Es gelingt uns nicht immer, einen hohen Ballbesitzanteil zu erreichen, aber es ist schon unser Ziel, das Spiel zu kontrollieren. Wobei es auch negative Ausreißer gibt, wie das erste Rückrundenspiel, welches noch im Dezember stattfand, gezeigt hat.
Im Kader konnte man am Anfang der Saison viele Veränderungen feststellen. Ein Kern der Mannschaft aus der Vorsaison ist geblieben und wurde durch einige junge Spieler, die ihre erste Saison im Herrenbereich spielen, verstärkt. Wie ist es euch gelungen, diese zwei Teile zu einer Mannschaft zu formen?
RP: Genau genommen sind es sogar drei Teile. Denn zu den gestandenen Spielern kamen nicht nur A-Jugendliche des eigenen Nachwuchses, sondern auch weitere Verstärkungen unterschiedlichen Alters. Es war anfangs tatsächlich nicht so einfach, alle unter einen Hut zu bekommen. Das brauchte seine Zeit, eine klare Linie und viele konstruktive Gespräche. Gerade die langjährigen Spieler haben hier auch außerhalb des Sportplatzes viel für den Teamgeist getan. Zudem war letztlich auch der sportliche Erfolg äußerst hilfreich. Aber den gibt es eben nur, wenn es auch in der Mannschaft stimmt. Die Spieler selbst sagen, dass der Zusammenhalt im Team enorm groß ist und wir glauben es ihnen.
In der letzten Frage waren unter anderem die A-Jugendlichen ein Thema. Wie haben diese die Umstellung auf den Herrenbereich angenommen?
RP: Die meisten A-Jugendlichen sind ein wichtiger Bestandteil des Teams geworden, da sie technisch-taktisch gut ausgebildet sind und auch den nötigen Ehrgeiz haben, bei den Männern eine Rolle spielen zu wollen. Klar gibt es hier und da noch Anpassungsprobleme, gerade im körperlichen Spiel. Aber im Allgemeinen sind wir sehr zufrieden. Es gab leider auch Spieler, die wir verloren haben, weil sie den Spagat zwischen Fußball und Ausbildung nicht mehr geschafft haben. Dennoch sind diese Jungs nicht aus der Welt, und wir hoffen, dass wir sie irgendwann mal wiedersehen.
Gab es in dieser Saison ein Spiel, bei der du die Mannschaftsleistung besonders hervorheben möchtest?
RP: Das war ganz klar das Spiel gegen Lockwitzgrund, den Tabellenführer, welches wir letztlich mit 5:0 gewannen. Beide Teams hatten große Personalsorgen. Bei uns stimmten an diesem Tag vor allem Laufbereitschaft und mannschaftliche Geschlossenheit. Und das waren am Ende die entscheidenden Faktoren.
Du und dein Trainerkollege Tony Hollnack wart ja nun ein paar Jahre im Jugendbereich tätig. Wie groß war die Umstellung auf den Herrenbereich?
RP: Vielleicht war sie gar nicht so groß – auf jeden Fall war sie interessant. Im Männerbereich findet viel mehr außerhalb des Trainings oder Spiels statt als im Jugendbereich. Du musst auf wesentlich mehr Befindlichkeiten achten. Und die Spieler mischen sich ein, hinterfragen Dinge und bringen ihre Ideen mit ein. Und das fällt bei uns auf fruchtbaren Boden. Andererseits übernehmen die Männer auch Aufgaben selbst, um die wir uns nun nicht mehr kümmern müssen. Dies ist ein großer Vorteil.
Ihr beide habt in diesem Jahr auch eure B-Trainerlizenz erfolgreich abgeschlossen. Inwiefern hat diese Weiterbildung eure Fähigkeiten und das Training, das ihr der Mannschaft anbietet, verbessert?
RP: Wir haben noch einmal einen anderen Blick auf gewisse Dinge bekommen. Neben der eigentlichen Ausbildung hat uns vor allem der Austausch und die Zusammenarbeit mit den zukünftigen Trainerkollegen, von denen ja einige aus dem Profibereich kommen, enorm weitergebracht. Du lernst, Sachen anders zu gewichten und Faktoren einzubeziehen, die Du vielleicht vorher nicht so auf dem Schirm hattest. Du bist ja als Trainer auch nie so richtig „fertig“. Insofern haben wir wieder viel mitgenommen und versuchen, dies auch an die Mannschaft weiterzugeben. Es war zwar ein ganz schöner Spagat, die Ausbildung in Leipzig zusätzlich zu Arbeit/Studium, Familie und Betreuung der eigenen Mannschaft zu absolvieren. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Du sagtest, dass nach dieser Hinrunde euer Ziel der Aufstieg ist. Wie möchtet ihr weiter an euch arbeiten, dass dieses Ziel erreicht wird?
RP: Wir müssen unsere Spielphilosophie konsequent weiterverfolgen, brauchen dabei etwas mehr Konstanz und Stabilität in unseren Spielen. Dies erreichen wir vor allem durch gute Trainingsarbeit, der Rest kommt mit der Spielerfahrung. Wir möchten zudem in den kommenden Wochen die technische Qualität der Mannschaft und die Wahrnehmung in Spielsituationen verbessern. Wenn wir relativ verletzungs- und erkrankungsfrei durch Winter und Frühling kommen, ist ein großer Schritt in Richtung Aufstieg getan. Der Rest liegt auf dem Platz.