Vor der Rückrunde traf sich unser Reporter Samuel Thomas mit René Prescher, dem Trainer unserer 1. Männermannschaft, zum Interview. Dieses wurde bereits Mitte Januar geführt.
ST: Ihr durftet nach eurem Aufstieg in der letzten Saison in die Stadtliga A reinschnuppern. Welche Qualitätsunterschiede gibt es im Vergleich zur Stadtliga B?
RP: Das Tempo ist höher und die Zweikämpfe auch intensiver. Aber vor allem präsentieren sich die Mannschaften taktisch reifer und teilweise abgezockter.
ST: Auf dem Trainingsplatz konnte ich im letzten halben Jahr wieder einige neue Gesichter sehen. Wo holt ihr die ganzen neuen Jungs her und was bewegt sie, bei uns im Verein bzw. in der Mannschaft zu bleiben?
RP: Sie bewerben sich einfach, so platt das klingen mag. Bestes Beispiel ist vielleicht Ole Krastel von Anker Wismar, der einfach bei einem Kickers-Spiel vorbeikam und sagte „Gefällt mir, ich möchte gern hier spielen.“ Ich vermute auch, dass eine so junge Mannschaft wie die unsere auch viele junge Spieler anzieht, weil es für sie attraktiv ist, in einem entwicklungsfähigem Team zu spielen. Das Team ist auch außerhalb des Platzes eines und das macht die Mannschaft aus. Und ich bin mir sicher, dass auch das Training Spaß macht.
ST: Wie in der vergangenen Saison steht ihr beim Thema gefangene Gegentore wieder sehr gut da (zweitbestes Team der Liga). Was ist euer Geheimnis?
RP: Wir bleiben weiterhin dabei, dass wir gern den Spielverlauf und den Ballbesitz unter Kontrolle haben. Dann ist es für die Gegner schwerer, aus der Ballbesitzphase heraus Tore zu schießen. Zudem haben wir mit Florian Koppe einen starken und erfahrenen Torhüter dazugewonnen. Er hat seine Qualität nicht nur im Torwartspiel, sondern auch in der Organisation des Abwehrverbundes. Er wurde als Führungsspieler vom ersten Tag an in der Mannschaft akzeptiert.
ST: Nach einem durchwachsenen Saisonstart konntet ihr zuletzt sehr oft gewinnen. Wie habt ihr die Kurve nach oben bekommen?
RP: Am Anfang einer Saison muss sich die Mannschaft finden, vor allem bei so vielen Neuzugängen. Zudem waren viele Spieler noch im Urlaub oder verletzt, sodass uns nur ein Teil des Kaders zur Verfügung stand. Und natürlich gibt es auch den ganz normalen Reifeprozess. Am Anfang machst Du in einer höheren Liga noch Fehler, die schnell bestraft werden können. Mit der Zeit lernst Du, diese auch zu vermeiden. Uns freut natürlich, dass wir uns mit der Zeit gefangen haben. Ausrutscher werden immer mal wieder dabei sein, aber wir arbeiten daran, diese zu minimieren.
ST: Außerdem standen bereits drei Derbys an (Dölzschen, Hafen, SpVgg. Löbtau). Welches war das intensivste und wieso?
RP: Ich sehe das nicht so eng – also, ob ein Spiel ein Derby ist oder nicht. Es ging in allen drei Spielen recht freundschaftlich zu und ich empfand lediglich das Dölzschen-Spiel als einigermaßen intensiv, weil es das erste Schneespiel seit Jahren war. Dementsprechend war es umkämpft, Fußballspielen ging ja nicht so besonders gut. Richtige Kracher waren für mich aber die Spiele gegen Radebeul, Sportfreunde und Einheit Mitte. Da ging es gut zur Sache und es wurde auch fußballerisch einiges geboten.
ST: Bei den Hallenstadtmeisterschaften habt ihr euch bis in die Endrunde gekämpft. Kam euch die Futsalspielweise entgegen oder war es eher gewöhnungsbedürftig?
RP: Ich habe nun schon einige Futsalmeisterschaften mitgemacht und der eine oder andere Spieler auch. Insofern ist das für einige Jungs kein Neuland. Allerdings gibt es schon Regeln, die den eigenen Spielstil stark verändern. Gravierendster Unterschied ist, dass man den Torspieler/Torhüter nicht ins Aufbauspiel einbeziehen darf. Das widerspricht einerseits unserer Spielphilosophie auf dem Großfeld. Andererseits provoziert es für die klassischen Ballbesitzteams Ballverluste, die schnell zu Gegentoren führen können. Ich habe jetzt keine Statistik geführt, aber die meisten Tore aus dem Spiel heraus fielen nach einem Konter.
ST: Nun kenne ich persönlich nur die Motivation, sich als Spieler Woche für Woche auf den Platz zu stellen. Was treibt einen als Trainer an?
RP: Für mich persönlich ist es die pure Freude am Fußball. Sich immer wieder auf den Platz zu stellen, die Spieler und das Team zu entwickeln – das kann zu einer Sucht werden.
ST: Habt ihr euch nun ein konkretes Saisonziel gesteckt?
Wir sind gut in der Liga angekommen und haben es uns im gesicherten Mittelfeld gemütlich gemacht. Wir schauen weiterhin von Spiel zu Spiel und achten nun noch mehr auf die Mannschaftsentwicklung. Es gibt keine konkrete Vorgabe, aber Platz 4 oder 5 sind in dieser Saison drin.
ST: Wo seht ihr noch Verbesserungspotential in eurer Spielweise?
RP: Wir wollen vor allem aus dem eigenen Ballbesitz zielstrebiger agieren, mehr Torgefahr ausstrahlen und auch die Verwertung der Chancen verbessern. Da schießen wir noch zu wenige Tore. Unsere Abwehrarbeit ist auch verbesserungswürdig, auch wenn die Gegentorstatistik etwas anderes aussagt.
ST: Ich danke für dieses Unterview. Viel Erfolg in der Rückrunde!
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